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16. Jul 2014 84

Nach der Kurve ist vor der Kurve

unter diesem Motto Philosophiere ich am Steuer meiner Fulvia und würdevoll begleitet von meiner Göttergattin, über schwungvoll in die Landschaft geformte Asphaltschlangen, welche flott bezwungen das limbische System auf Touren bringen, und die am Tagesende, zur Befriedigung des mit Endorphinen angereicherten Körpers, zu einem Hort der lukullischen Köstlichkeiten führen - heutiges Ziel: Venzone in Friaul



„Ancora un Caffè liscio per favore“, so nennen die Friulaner ihren Kaffee. „Liscio“ (glatt, einfach), wie der Friulaner selbst, direkt einfach, ohne diesen mondänen Schnick-Schnack. Espresso sagen nur die Städter, Warmduscher trinken Cappucino, und bestellst du ihn als „Corretto“, dann gefälligst mit Grappa. Rau und Scharfkantig wie der Tresterbrand präsentieren sich auch die karnischen Alpen die sich majestätisch um die „Piazza Unita“ in Tarvis schlingen. Während ich genüsslich am bereits dritten Triestiner Röstgetränk schlürfe (mehr sei über die Marke nicht verraten), bewundere ich die sanfte Silhouette meiner Fulvia die sich zwischenzeitlich von der Sonne den Morgentau auf ihrer Blechhaut abtrocknen lässt. „Liscio“, schlicht und einfach auch die Linienführung dieser italienischen Grazie aus dem Hause Lancia, die selbst 50 Jahre nach ihrer Erstvorstellung problemlos alle Blicke auf sich zieht. Bella Macchina rufen sie einem noch im vorbeigehen zu während man darin Platz nimmt den Zündschlüssel dreht und für ein paar Sekunden das surren der Benzinpumpe vernimmt bevor der kleine Vierzylinder heiser röchelnd seinen Werktag beginnt.



Langsam warmfahrend schlängeln wir uns durch den Morgenverkehr von Tarvis um dann den schwungvollen Straßenverlauf der SS54 Richtung Lago del Predil zu folgen bevor wir am See vorbei den Predilpass Richtung Slowenischer Grenze nehmen, welche auch der erste Höhepunkt unserer heutigen Reise ist. Haarnadel um Haarnadel röhrt und kreischt der kleine Vierzylinder wie auf Schienen die Bergstraße hinauf bis man das Gefühl bekommt man sei, 40 Jahre zurückversetzt, als Sandro Munari auf einer Sonderprüfung unterwegs. Erstaunlich mit welcher Leichtigkeit das Fahrwerk jede Situation meisterlich bewältigt, auch das perfekt abgestimmte Getriebe gibt Anlass zur Freude. Selbst die engste Haarnadel nimmt man locker im zweiten Gang und beschleunigt kraftvoll wieder heraus. Spätestens hier versteht man auch den Sinn des verkehrt eingebauten Getriebes (1. Gang links hinten), praktisch ohne Verzögerung wechselt man zwischen zweiten und dritten Gang hin und her, und im nu stehen wir auch schon vor der slowenischen Grenze die wir überqueren und weiter der Bergstraße folgen. Anschließend biegen wir nicht nach Strmec na Predelu ab sondern halten uns links und fahren weiter den Pass hinauf. Die letzten knapp 600 Höhenmeter nimmt die Fulvia auch noch locker bevor wir denselben Weg zurücknehmen und uns am Raibler See (Lago di Predil) mit einer warmen Mahlzeit belohnen.



Dort angekommen witzelt der Kellner über eine zuvor geführte Diskussion der Gäste, welches Ungetüm wohl diesen Berg beheimate das sich fauchend und kreischend um ihn herumwindet. „Il Drago die Cavarzere“ entgegnete ich schmunzelnd in Anlehnung an Munaris Spitznamen und Fingerzeig auf die Fulvia der, so erzählte mir der Kellner, vor Jahren selbst den Predilpass in einem Stratos bewältigte. Ob dies auch so war kann ich zwar nicht bezeugen, aber rein der Gedanke mit meiner Fulvia vielleicht der Spur des Drachen gefolgt zu sein macht einen bereit für neue Taten.



Nach dem Genuss einer köstlichen Pasta mit Forellensugó, das Fleisch spendierte die dort heimische Marmorata, und natürlich einem Caffè Liscio fuhren wir links am See vorbei die Bundesstraße Richtung Chiusaforte weiter. Eine kaum befahrene wunderbare großteils durch Waldgebiet führende Strecke, die einem das Fahrerherz höher schlagen lässt. Zahlreiche Kurven, eng bis langgezogen mit ausreichend Zwischengeraden zum beschleunigen, Höhepunkt gegen Ende der Strecke einige in den Berg geschlagene untertunnelte Haarnadelkurven, die eine atemberaubende Soundkulisse bieten. In Chiusaforte biegen wir links auf die SS13 ein, uns bekannt als Triesterstraße, der wir bis nach Venzone folgen.



Das knistern nach abstellen des Motors beweist einen arbeitsreichen Tag für die Fulvia der für uns in der Osteria Marcurele im Ortszentrum seinen krönenden Abschluss findet. Culatello aus Sauris zusammen mit einem Fricco dazu Polenta mit wildem Hopfen, Linguine mit frischen Steinpilzen und ein wunderbar bekömmlicher Hauswein, danach etwas Käse und die Hausgemachte Torte füllen den Magen derart, dass man froh darüber ist, zur Verdauungsförderung, eine große Auswahl an verschiedenen Grappasorten angeboten zu bekommen. Ein anschließender Spaziergang durch das schöne Städtchen trägt auch einiges zur erholsamen Verdauung bei, die Gedanken jedoch schwirren schon ums nächste Abenteuer, die 120 Kurven der Via Piave am Lago die Barcis, denn



„nach der Kurve ist vor der Kurve!“

top 8
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Kommentare

eugen
17. Jul 2014

Sehr schön. Man wäre gerne dabei bei dieser kurvenreichen Fahrt.

;-) eugen

berlina72
17. Jul 2014

Herzlich willkommen Manuelito,

freut mich, dass wir uns hier wieder begegnen. Übrigens, dein Faible für Bergrennen teile ich mit dir. Das macht nämlich mit meine Fulvia Berlina auch jede Menge Spaß :-)
lg Sabine

manuelito
21. Jul 2014

Hallo Sabine + Martin,

danke für den herzlichen Empfang, vielleicht sieht man sich ja beim Seiberer wieder.

lg

lancia79
17. Jul 2014

Servus Manuelito,
freut mich Euch hier begrüßen zu dürfen, Euch und Deine Sophie ;-)
Wir haben uns ja schon mal beim Seiberer letztes Jahr getroffen. da sind wir aber mit Sabines Berlina unterwegs gewesen. Der "Zwillingsbruder" Deiner Sophie kam erst einige Monate später zu uns dazu.
Hoffentlich sehen wir uns ja bald mal wieder...
lg Martin

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